Welche Arten von Stativen gibt es und wo liegen die Vor- und Nachteile?
Vermessungsstative:
Besonders robust und stabil sind manche Vermessungsstative (auch Dreibein) aus lackiertem oder mit Kunststoff überzogenem Holz. Sie können Gewichte bis 20 kg tragen und verwinden sich dennoch so wenig, dass Messgenauigkeiten bis einer Bogensekunde (1") möglich sind. Das häufig verwendete Eschenholz ist besonders langlebig und wirkt außergewöhnlich gut schwingungsdämpfend. Ihr Vorteil ist gleichzeitig ihr Nachteil: sie sind sehr schwer.
Fotostative:
Während es bei Vermessungsstativen auf absolute Stabilität ankommt, wird bei Fotostativen meist ein Kompromiss zwischen Handlichkeit, Vielseitigkeit und Gewicht eingegangen. Fotostative sind darum meist leichter als Vermessungsstative, dafür aber auch deutlich instabiler. Außerdem besitzen sie häufig eine ausziehbare Mittelsäule, durch die der Aufnahmestandpunkt noch weiter erhöht werden kann. Bei einigen Stativen lässt sich die Mittelsäule auch umgekehrt montieren, was extrem niedrige Aufnahmestandpunkte ermöglicht. Stative werden in der Fotografie meist verwendet, um bei schlechten Lichtverhältnissen (Innenräume, Dämmerung, Dunkelheit) scharfe, verwacklungsfreie Bilder zu erzeugen. Bei Verwendung sehr langer Brennweiten ist die Verwacklungsgefahr wegen des kleinen Bildwinkels besonders groß, so dass hier ein Stativ (fast) unentbehrlich ist. Darüber hinaus ermöglicht das Stativ eine sorgfältigere Kameraausrichtung und Bildgestaltung. Großformatkameras erfordern praktisch immer ein Stativ.
Zur Vermeidung von Verwacklungen bestehen einige Alternativen, die jedoch ein Stativ nicht in jedem Fall ersetzen können. Man kann ...
- die Empfindlichkeit (ISO/ASA) erhöhen, was jedoch die Körnung der Bilder (analoge Fotografie) oder das Bildrauschen (digitale Fotografie) verstärkt,
- die Blende öffnen und die Verschlusszeit kürzen, wodurch die Schärfentiefe geringer wird,
- auf der Kamera ein Blitzgerät montieren und/oder
- eine Kamera oder ein Objektiv mit Bildstabilisierung verwenden.
Fotostative sind am häufigsten als ...
- Dreibeinstative konstruiert. Sie sind oft aus sehr leichtem Aluminium, aber auch aus Holz oder Carbon gebaut.
- Einbeinstative sind sehr handlich, haben viel weniger bewegliche Teile und sind leichter als Dreibeinstative. Sie lassen sich in der Regel nicht frei aufstellen und dienen nur als stabilisierende Stütze. Haupteinsatzbereich ist die Reportage- und Sportfotografie mit Teleobjektiven.
- Tischstative oder Ministative sind sehr klein. Sie werden oft für Webcams oder kleine Digitalkameras verwendet.
- Klemmstative sind in Form einer Schraubzwinge gebaut. Damit lassen sich Kameras und vor allem Zubehör an Objekten wie Tischplatten oder Geländern befestigen.
- Schulterstative und Baumstative sind weitere Bauarten des Fotostativs.
Sonderformen von Stativen sind...
- Saugnapfstative. Sie dienen zur Befestigung an/auf glatten Oberflächen wie Fensterscheiben oder Autodächern
- Beanbags. Mit Granulat gefüllte Beutel, die passend zur Unterlage und Form der Kamera modelliert werden können, um eine relativ stabile Positionierung der Kamera zur ermöglichen
- Das GorillaPOD© der Firma Joby ist eine Sonderform von Klemmstativen, mit drei biegsamen, gummierten "Armen" zum Umgreifen von festen Gegenständen wie Laternenmasten, Ästen, o.ä.
Stativkopf:
Zwischen Stativ und Kamera sitzt üblicherweise ein Stativkopf, welcher die Bewegung bzw. die Ausrichtung der Kamera ermöglicht. Dies kann ein Kugelkopf (auch: „Kugelgelenkkopf“) oder ein Dreiwegeneiger sein. Besondere Stativköpfe sind Panoramaköpfe, zur Aufnahme von Panoramafotografien aus mehreren Einzelbildern. Um die Einzelbilder passgenau aneinander zu reihen, verfügen Panoramaköpfe in der Regel über Gradeinteilung und Wasserwaagen für jede Rotationsachse ("Libellen"). Werden unterschiedliche Kameras mit demselben Stativ eingesetzt, ist eine Ausstattung des Stativkopfs mit einer Schnellwechselplatte hilfreich.
Als Stativgewinde bezeichnet man das Schraubgewinde für das zu haltende Gerät. Aus historischen Gründen haben viele Stativanbindungen noch kein Metrisches ISO-Gewinde, sondern noch auf dem alten Zoll-System basierende Gewindenormen wie UNC oder UNF.
- An Sucherkameras, KB-Spiegelreflexkameras (natürlich auch alle DSLRs) bis hin zu Mittelformatkameras, Schnellwechselplatten und Stativköpfen wird ein 1/4-Zoll-20-Gang-UNC-Gewinde (http://www.gewinde-normen.de/unc-gewinde.html) (ca 6,35 mm Aussendurchmesser und 5,2 mm Innendurchmesser) verwendet.
- Einige Mittelformatkameras und so gut wie alle Grossformatkameras sowie die meisten Verbindungen zwischen Stativen und Stativköpfen verwenden 3/8" 16-Gang-UNC-Gewinde (http://www.gewinde-normen.de/unc-gewinde.html) (ca 9,6 mm Aussendurchmesser und 8mm Innendurchmesser). Diese Gewinde finden auch bei Mikrofonstativen Anwendung.
In der Praxis kann man sich aber auch gut mit den Schrauben und Gewindeschneidern für 1/4" und 3/8" Whitworth-Gewinden behelfen. Die Durchmesser und Steigungen beider Gewindenormen sind hier die selben, lediglich im Flankenwinkel unterscheiden sie sich. Er beträgt bei UNC-Gewinden 60° und bei Whitworth-Gewinden 55°.
Filmstative:
Filmstative sind Vermessungsstativen sehr ähnlich, da Filmkameras üblicherweise viel schwerer sind als Fotoapparate. Montiert man ein Filmstativ auf einem Dolly, sind auch Kamerafahrten möglich. Eine weitere Vorrichtung um Kamerafahrten zu ermöglichen ist das Schwebestativ (Steadicam™).
Reprostative:
Reprostative dienen der Reproduktion von Vorlagen aller Art. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Dokumente, Bilder, Dias oder kleinere Gegenstände. Ein Reprostativ besteht aus einer Bodenplatte, einer Stativsäule und dem Stativarm. Meist ist die Höhenverstellung mit einer Kurbel möglich. Für die schattenfreie Beleuchtung sind zusätzlich mindestens vier Lampen notwendig. In Verbindung mit einer Leuchtplatte ist auch eine Beleuchtung von unten möglich.
Die bekanntesten Hersteller von Reprostativen in Deutschland sind Kaiser™, Hama™ und Digilightbox™.