Was ist das Ziel der Belichtungsmessung?
Alle fotografischen Aufnahme- und Wiedergabeverfahren, gleichgültig ob Negativfilm, Diafilm, Fotopapier oder auch Digitalkameras, weisen zwei charakteristische Eigenschaften auf: Die Filmempfindlichkeit (die Empfindlichkeitseinstellung bei Digitalkameras) und den maximal darstellbaren Kontrastumfang. Ziel der Belichtungsmessung ist es, einen optimalen Kompromiss zwischen den Möglichkeiten des verwendeten Materials einerseits, den Beleuchtungsverhältnissen und den Reflexions- bzw. Kontrasteigenschaften des Motivs andererseits, zu finden.
Bei vielen Vollautomaten (Kameras mit Programmautomatik) werden auch folgende Messmethoden berücksichtigt:
- Selektivmessung (Spot-Belichtungsmessung)
- Integralmessung (Ganzfeld-Belichtungsmessung)
- Matrixmessung (Mehrfeld-Belichtungsmessung)
Was bedeutet Selektiv- bzw. Spotmessung?
Spotbelichtungsmesser haben oft einen wählbaren Messwinkel von 1° bis hin zu 5° oder gar 10°. Abgesehen von dem nötigen Sucher entsprechen sie in der sonstigen Handhabung dem normalen Belichtungsmesser. Für professionelle Handbelichtungsmesser gibt es auch spezielle Aufsätze, die daraus einen vollwertigen Spotbelichtungsmesser machen.
Die Spotbelichtungsmessung ist auch in manchen höherwertigen Spiegelreflexkameras integriert. Das so genannte Spot-Messfeld befindet sich in der Suchermitte und ist in der Regel durch eine Markierung in der Einstellscheibe gekennzeichnet. Die Größe des Feldes beträgt etwa ein bis fünf Prozent der Größe der gesamten Abbildungsfläche.
Was bedeutet Integral- bzw. Ganzfeldmessung?
Die Lichtintensität wird auf der gesamten Fläche unter einer standardmäßigen Annahme eines mittleren Grautons, der exakt 18 Prozent des darauf fallenden Lichts reflektieren würde, gemessen. In der Praxis führt dieses Verfahren in seiner Reinform insbesondere bei hohen Motivkontrasten jedoch sehr häufig zu Fehlbelichtungen, da sich die bildwichtigen Motive oft in der Bildmitte befinden, bei Landschaftsaufnahmen der helle Himmel überbewertet oder bei Portraits mit sehr hellem oder sehr dunklen Umfeld das eigentliche Motiv falsch bewertet wird.
Wegen dieser Einschränkungen hat sich schon sehr früh die mittenbetonte Integralmessung durchgesetzt, bei der ein mehr oder weniger großer Bereich des Bildausschnitts in der Mitte stärker bewertet wird als die Bildflächen zwischen der Mitte und den Rändern. Dadurch erhält man unter den meisten Umständen eine auf das Objekt bezogene korrekte Belichtungsmessung.
Was bedeutet Matrix- bzw. Mehrfeldmessung?
Die Matrixmessung (auch: Mehrfeldmessung) ist ein Verfahren zur Belichtungsmessung moderner Kameras. Im Gegensatz zur Integral- und Spotmessung wird bei der Matrixmessung die Belichtung über mehrere (je nach Kameramodell bis zu 1005) Messfelder ermittelt.
Zusätzlich zur Helligkeitsverteilung werden je nach Kamera auch die Farbverteilung, die Objektentfernung und die Brennweite des Objektivs berücksichtigt. Hiernach wird das Motiv bestimmten typischen Situationen zugeordnet und die für eine optimale Belichtung notwendige Korrektur gegenüber einer Integralmessung ermittelt. Dadurch werden typische Fehler der mittenbetonten Messung (z. B. Unterbelichtung bei Motiv vor hellem Hintergrund) vermieden. Die Matrixmessung aktueller Kameras ist inzwischen so weit entwickelt, dass sie eine Vielzahl von Motivsituationen zuverlässig abdeckt. Bei untypischen Situationen sind allerdings unerwartete Fehlbelichtungen nicht auszuschließen. Durch die komplexen Berechnungen der Kamera lassen sich solche Fehlmessungen nur sehr schwer vom Fotografen einschätzen und vorhersagen, so dass viele Anwender bei schwierigen Lichtverhältnissen auf die Spotmessung zurückgreifen, um selbst entscheiden zu können.
Welche externen Kamera-Messverfahren gibt es?
Grundsätzlich werden zwei Formen der Belichtungsmessung unterschieden:
- Objektmessung (auch: Leuchtdichentenmessung) – gemessen wird hier das vom Objekt reflektierte oder ausgestrahlte Licht. Die Objektmessung ist die am weitesten verbreitete Messmethode, die sich auch in den meisten Kameras findet. Varianten: Integralmessung, Spotmessung, Mehrfeldmessung bzw. Matrixmessung, Detailmessung, Zwei- und Mehrpunktmessung.
- Lichtmessung – hier wird das auf das Objekt einfallende Licht gemessen. Sie setzt in der Regel speziell ausgerüstete Handbelichtungsmesser mit Kalotte voraus, ist aber mit geeignetem Zubehör auch mit einigen Kameras möglich. Mit Hilfe einer Graukarte ist auch mit Kameras oder einfacheren Handbelichtungsmessern ohne Messkalotte eine so genannte Ersatzmessung möglich.
Wie funktionieren diese Varianten?
- Bei der Objektmessung wird von der Kamera oder einem Belichtungsmesser aus zum Objekt/Motiv hin dessen Lichtabstrahlung (Remission) ermittelt. Hilfreich kann hier ein Spotmesser mit 1–5° Messwinkel sein: Damit lässt sich aus mehreren Messungen unterschiedlicher Motivhelligkeiten ein Mittelwert gewinnen (Multispotmessung). Dieses Verfahren ist primär von der Remission des Motivs und vom Motivkontrast abhängig. Letzterer muss zusätzlich analysiert und bewertet werden.
- Zur Lichtmessung wird vom Objekt/Motiv in Richtung Kamera das auf das Objekt fallende Licht gemessen. Dazu muss das Messgerät, der Belichtungsmesser, speziell ausgerüstet sein und über Kalotte oder Diffusor verfügen, die als weiße Halbkugel oder Jalousie über die Messzelle geschoben werden. Von dem auf das Motiv fallenden Licht lässt sich auf die Lichtreflexion in Richtung Kamera schließen. Dieses Messverfahren ist unabhängig vom Motiv und dessen Kontrast.